Vor ihm sitzen Könige, Staatsoberhäupter und Regierungschefs: Die Präsidenten aus Frankreich, Ukraine, Finnland, Litauen, der spanische König Felipe VI., der jordanische König Abdullah II. und Bundespräsident Joachim Gauck. Anwesend sind auch die Regierungschefs aus Österreich, Lettland und bedeutende EU- Amtsträger wie Kommissionspräsident Jean- Claude Juncker, Ratspräsident Donald Tusk und der Vorsitzende der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem. Man muss schon sehr weit in der Geschichte des Karlspreises zurückgehen, um eine solche Wertschätzung für einen Preisträger zu finden.
Um Europa verdient gemacht
Martin Schulz. Ein Vollbluteuropäer, der nah am Volk ist. So sieht die Karlspreis- Jury den Preisträger: Ein Europäer, der die Bürger und ihre Sorgen ernst nimmt, etwa in der Eurokrise. Der nach Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland fuhr, um mit den Menschen zu diskutieren.
Ein Verfechter der Demokratie: Bei der Europawahl 2014 setzte sich Schulz für europaweite Spitzenkandidaten der Parteien ein und damit für einen durch die Bevölkerung legitimierten EU- Kommissionschef. Das Direktorium der Karlspreisgesellschaft sieht darin einen historischen Meilenstein für die Demokratisierung der EU.
Europäer müssen zusammenhalten
Leidenschaftlich verteidigt Schulz in seiner Dankesrede die europäische Idee gegen diejenigen, „die Europa zurückentwickeln wollen, die der Renationalisierung das Wort reden, die unsere Demokratie in Frage stellen, ja, die bereit sind, die EU zu zerstören“. Botschaft Europas sei es, „das Trennende zu überwinden, um das Einende zu schaffen“. Deshalb, so der Sozialdemokrat, „stelle ich mich auch jedem energisch in den Weg, der uns diese Freiheit nehmen will! Wer Grenzen wieder einführen will, der will uns erneut trennen.“
„Hören wir auf, Europa schlecht zu reden“
Sein Appell: „Hören wir endlich auf, die Europäische Union schlecht zu reden. Wir haben gemeinsam soviel erreicht – gerade wir Deutschen sollten uns das vergegenwärtigen: Feinde wurden zu Freunden, Diktaturen zu Demokratien, Grenzen wurden geöffnet, der größte und reichste Binnenmarkt der Welt geschaffen. Wir haben Menschenrechte und Pressefreiheit, aber keine Todesstrafe oder Kinderarbeit. Warum sind wir darauf nicht stolz?“
Sicherlich gehe es in dem europäischen Haus mit vielen verschiedenen Familien turbulent, manchmal auch laut, aber immer friedlich zu. Schulz: „Wir haben dieses großartige Haus von unseren Eltern geerbt. Nun ist es in die Jahre gekommen. Wir wollen es erneuern, damit es in neuem Glanz erstrahlt.“
Hier finden Sie die Rede von Martin Schulz im Wortlaut.
Zum Internationalen Karlspreis
Der Internationale Karlspreis zu Aachen, der 1950 erstmals vergeben wurde, ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben.
Zum Namensgeber für den Preis wurde Karl der Große, der als erster Einiger Europas gilt und der Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz wählte; damit wurde eine Brücke zwischen europäischer Vergangenheit und Zukunft geschlagen.
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