. Johannes Rau – ehemaliger Ministerpräsident von NRW und ehemaliger Bundespräsident. Das sind bloß Titel – es war der Mensch Johannes Rau, der begeisterte, der Brücken baute, der Menschen gewann. Dem beliebten Landesvater widmete die SPD Dorsten am Freitag im Gemeinschaftshaus Wulfen einen Erinnerungsabend. „Darf sicher jeder auf Johannes Rau berufen?“ fragte SPD-Stadtverbandsvorsitzender Hans-Willi Niemeyer in seiner Begrüßungsrede. Und gab gleich die Antwort: „Ja, aber dann muß er auch so handeln!“. Versöhnen statt Spalten – das war eine Hälfte des Politikverständnisses von Johannes Rau. "Tun, was man sagt, und sagen, was man tut" war die zweite Hälfte.
Von ihren persönlichen Begegnungen berichteten zahlreiche Dorstenerinnen und Dorstener. Da waren die politischen Weggefährten, SPD-Fraktionsvorsitzender Friedhelm Fragemann oder der Landtagsabgeordnete Wolfgang Röken. Sie erlebten einen Landesvater, den die Sorgen der Städte im Land am Herzen lagen. Der Lösungen suchte und fand: „Der hielt, was er versprach“
Und da waren Bürgerinnen und Bürger, für die Johannes Rau bei seinen zahlreichen Besuchen vor Ort immer ein offenes Ohr hatte. Und das kostenlos. Wie z. B. die Mutter eines Sohnes mit Down-Syndrom. Dieser ging in den 80er Jahren zur Förderschule. Lesen und schreiben lernen stand nicht auf dem Lehrplan. Die Mutter konnte ihrem Sohn diese Techniken nur selber beibringen und wollte daher die Unterrichtszeit reduzieren. Schule und Schulamt verweigerten aber die Reduzierung. Als sie Johannes Rau dann bei einem seiner Besuche in Barkenberg persönlich ansprach, versprach dieser zwar kein Wunder – wenig später war aber die Schulzeitreduzierung „erlaubt“. Ihr Sohn arbeitet heute in der Behindertenwerkstatt - und kann seinen Arbeitskollegen in der Pause vorlesen!
Eine ganz besondere Beziehung pflegte Johannes Rau zum deutschen Steinkohlebergbau. Als der Bund in den 80er Jahren seine Kohlebeihilfen reduzierte, sprang das Land mit vielen Millionen ein. Es ging um die Sicherung der Arbeitsplätze der Kumpels, es ging um ihre Familien – es ging aber auch um die Zukunft der Bergbaustädte. Auch dafür sind die Kumpels heute noch dankbar. So war es auch nicht schwierig, den Knappenchor Consolidation für die musikalische Begleitung zu gewinnen. Zum Finale gab es natürlich das Steiger-Lied – lautstark mitgesungen von allen Gästen im Gemeinschaftshaus.
Am Ende der Veranstaltung stellte Susanna Simmerl, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, den aktuellen SPD-Antrag vor: Zu Ehren von Johannes Rau soll eine Straße, ein Platz oder ein öffentliches Gebäude nach ihm benannt werden.